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Mühlen, Wasserrechte und Dampfkraft

Die Bäche hatten für die Entwicklung Aachens eine herausragende Bedeutung. Das Wasser wurden zum Antreiben der Mühlen und zum Füllen von Schutzgräben für Landgüter oder den Stadtgraben benutzt. Darüber hinaus dienten die Bäche der Trink- und Brauchwasser-Versorgung, zum Bierbrauen, zum Aufbewahren der Fische auf dem Fischmarkt, zum Kühlen des heißen Thermal-Wassers und zum Abtransport des Schmutzwassers. Vor allem aber zum Entfetten, Walken und Färben der Wolltuche war das weiche Bachwaser sehr begehrt.

Überall im Stadtgebiet reihten sich entlang der Bäche Mühlen mit Mühlgräben und Teichen auf. Bis zum 14. Jahrhunderts herrschten Getreidemühlen vor. Später betrieb man verstärkt Kupfer-, Walk- und Schleifmühlen. Daneben verwendete man das weiche Bachwasser in großem Umfang zum Waschen der Tuche. Damit war die Grundlage für die Aachener Tuch- und Nadelproduktion geschaffen. Mitte des 19. Jahrhunderts befanden sich entlang der Aachener Bäche über 40 Mühlen. Von der alten Mühlen-Herrlichkeit ist nur die Welsche Mühle am Haarbach in Haaren mitsamt Mühlrad erhalten geblieben. Sie war bis 1961 in Betrieb.

Welsche Mühle in Haaren

Die Vorderste Mühle stand an der Pau, wo heute der Rehmplatz liegt

Das Wasser war ein ständiger Streitpunkt zwischen den verschiedenen Nutzern. Zwistigkeiten um Wasserrechte und Bachumlegungen (man grub sich schon mal gegenseitig das Wasser ab) beschäftigten die Gerichte andauernd. 1428 kam die Stadt Aachen in den Besitz der Wasserrechte. In einer „Wasserrolle“ waren genaue Bestimmungen über die Breite, die Tiefe und den Uferraum der Mühlteiche, Anordnungen über den Mühlenbau, Regelung der Stauverhältnisse, Pachtbedingungen und Strafen festgehalten. Die Nutzung wurde von den städtischen „Wasserwiegern“ kontrollierten, die auch den „Wassergerechtsamen“ kassierten.

Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts blieben die Wassermühlen die vorherrschende Antriebsart. 1795 standen auf Aachener Gebiet 36 Wassermühlen, darunter 16 Getreidemühlen. Die anderen Mühlen trieben in Metall-, Tuch- und Nadelbetrieben Arbeitsmaschinen an. Diese Betriebe waren die Grundlage für die industrielle Entwicklung Aachens. Aus Wassermühlen-Standorten wurden Fabrikanlagen. Die Mechanisierung der ursprünglichen Handwerksbetriebe hatte aus den Mühlenbesitzern bereits Unternehmer gemacht und aus den Mühlen Manufakturen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor die Wasserkraft ihre wirtschaftliche Bedeutung. Nach der Entdeckung der Dampfkraft auf Grundlage der Steinkohle stellten viele Betriebe ihre Produkte um und verzichteten auf die Energiegewinnung durch Mühlen. Noch heute kann man davon ausgehen, daß dort, wo ein alter Schornstein in die Höhe ragt, früher einmal eine Mühle gestanden hat und heute noch unterirdisch ein Bach in der Nähe vorbeifließt.

(Januar 2016)

In der Nähe der Barockfabrik floss einst die Pau vorbei