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Kanäle

Das Wasser kommt unter die Erde

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts flossen die Bäche noch offen durch die Stadt. Allerdings waren sie auch die Haupt-Schmutzwasser-Leitungen, welche die häuslichen und handwerklich-industriellen Abwässer aufnehmen mußten. Erheblicher Gestank war die Folge. Zudem versickerte ein Teil des verschmutzten Wasser im Boden und verunreinigte zusätzlich das Grundwasser, aus dem die Brunnen gespeist wurden. Mehrfach kam es deshalb zu Cholera- und Thyphus-Epidemien.

Da hielt man es für eine gute Idee, die Bäche einfach in Rohre zu leiten und unter die Erde zu verbannen. 1908 war das Kanalisations-Netz weitgehend fertiggestellt, 1913 nahm die Kläranlage in der Soers ihren Betrieb auf. Allerdings konnte sie in den folgenden Jahrzehnten kaum mit der Bevölkerungs-Entwicklung sowie der rasanten Industrialisierung und den entsprechend steigenden Schmutzwasser-Mengen Schritt halten. Die Bevölkerung von Haaren hatte daher noch lange Zeit unter „pestilenzialischem Gestank“ und „penetranten ekelerregenden Ausströmungen“ zu leiden.

Neben bzw. unter den Bachkanälen wurden separate Schmutzwasser-Leitungen für das Abwasser verlegt, so dass das Bachwasser nicht mehr so stark belastet wurde. Lediglich bei starken Regenfällen, wenn die Abwasser-Kanäle überlastet sind, wird das Schmutz- und Regenwasser mit Hilfe von „Überschlägen“ in die Bachkanäle übergeleitet. Diese alten Bauwerke wurden so solide erstellt, dass sie teilweise heute noch in Benutzung sind.

Bäche im Bereich der Adalbertstraße auf einem Stadtplan von 1824

Unterirdischer Zusammenfluss von Pau und Johannisbach

Mit steigender Verstädterung und damit zunehmender Versiegelung des Bodens stieg auch die Wassermenge, welche die Kanalisation aufnehmen mußte, um ein Vielfaches an. Teilweise haben die Rohre geradezu gigantische Ausmaße, etwa unter dem Europaplatz. Ein weiteres Problem stellt die „Mischwasser-Kanalisation“ dar. Dabei wird das Regenwasser von Straßen und Wegen über die gleichen Abwasserkanäle zur Kläranlage geleitet wie die häuslichen Abwässer. Nach starken Regenereignissen ist die Kläranlage daher überlastet und die Klärleistung nur unzureichend.

Das nebenstehende Bild zeigt ein typisches Problem: häusliches Abwasser fließt in den Johannisbach statt zur Kläranlage. Hier wurde ein Hausanschluss versehentlich anstatt an den Abwasser- an den Bachkanal angeschlossen. Ein Problem, bei dem der Verursacher oft nur schwer zu ermitteln ist.

Mit steigender Verstädterung und damit zunehmender Versiegelung des Bodens stieg auch die Wassermenge, welche die Kanalisation aufnehmen mußte, um ein Vielfaches an. Um der Wassermassen Herr zu werden und gleichzeitig die Bäche so wenig wie möglich zu belasten legte die Stadt riesige unterirdische Abwassersammler und Stauraumkanäle an.

Fehlanschluss

Hochwasser-Rückhaltebecken …

… am Johannisbach.

Auch am Oberlauf der offen fließenden Bäche wurden überall Rückhaltebecken gebaut. Diese Hochwasser- bzw. Regen-Rückhaltebecken dienen als Sammelbecken für den oberflächlichen Regenabfluß. Sie speichern das Wasser zeitweilig und geben es nach und nach wieder an den Bach ab. Ungeplante Überflutungen können so vermieden und vermindert werden. Die Rückhaltebecken werden zwar mittlerweile “naturnah” gestaltet, bleiben aber trotzdem Fremdkörper in den Bachtälern, zumal sie aus Sicherheitsgründen seit einigen Jahren rigoros eingezäunt werden. Letztendlich handelt es sich nur um eine Bekämpfung der Symptome. Konsequenter zur Behebung der Ursachen wirken Entsiegelungs-Maßnahmen, Dach-Begrünungen, Regenwasser-Nutzung und vor allem die Wiederherstellung der Bachauen als natürliche Wasserspeicher.