Doch schon bald nach Fertigstellung gab es eine hartnäckige Belästigung durch Ameisen in dem Gebäude. Sie hatten sich irgendwo im Gebälk angesiedelt und krochen munter durch das Haus.
„Abends zog man breite Kreidestriche um die Betten, um sich nachts vor den Insekten zu schützen. Bei Renovierungen fand man unter der Tür eines Schlafzimmers einen Holzbalken, der gänzlich ausgehöhlt war. In ihm wimmelten Millionen von kriechenden und fliegenden Ameisen“.
1894 baute Friedrich ein luxuriöses Palmenhaus als Orangerie und Winterquartier für seine geliebten Bäume, von denen er die meisten in seiner eigenen Baumschule aufgezogen hatte. Auch ein Kutscherhaus mit Wagenhalle, Pferdestall nebst Kutscher- und Gärtnerwohnung wurde nun gebaut.
1902 – die Bäume waren gerade mal dreißig Jahre alt – fegte ein großes Unwetter über Aachen hinweg. Der Wirbelsturm knickte mehrere hundert Bäume um und lichtete den Park beachtlich. Dies hielt man zuerst für ein großes Unglück. Jedoch stellte sich heraus, dass die fehlenden Bäume überhaupt erst die Wandelfläche eines Parks möglich machten. Jetzt erst konnte man lustwandeln, herumtollen und rodeln. Vorher war das durch die vielen Bäume gar nicht möglich. So trug der verheerende Sturm sein Scherflein zur heutigen Gestaltung des Parks bei.
1908 starb Friedrich und hinterließ seiner Frau Helene die Sorge um den Park und das Haus. Sie pflegte den Familienbesitz fortan weiter.
Während des 1. Weltkriegs, unter der belgischen Besatzung, erlebten der Park und das Hochgrundhaus ihre besten Tage. Das erste elektrische Lichtkabel wurde vom Grundhaus heraufgelegt. Ein belgischer Major nebst Familie hütete das ihm anvertraute Gut mit einer „nicht hoch genug zu lobenden Umsicht“, wie ein Zeitzeuge schreibt. Nach seinem Abzug fehlten sage und schreibe nur zwei Tassen und eine Schüssel aus der reichhaltigen und wertvollen Einrichtung. Sie waren zu Bruch gegangen und wurden selbstverständlich vom Major persönlich ersetzt.
Dann allerdings ging es rapide bergab. Die belgische Spionage-Dienststelle zog ins Haus ein und wirtschaftete es regelrecht zugrunde. Sie pflegten ihre Hunde besser als das Anwesen und den Park. Der prachtvolle Bestand an Palmen, Lorbeer und Myrthenbäumen fiel dem Geschäft der Hunde und der fehlenden Brennstoffversorgung zum Opfer.
1925, nach Ende des Krieges kam auch das Ende des „Halfernschen Familienbesitzes“. Sohn und Erbe Carl bot der Stadt Aachen das Anwesen zum Verkauf an, da er in Hildesheim den Posten des Regierungspräsident angenommen hatte. Außerdem konnte er als Protestant im katholischen Aachen keine Karriere machen. „So fasste Carl als Junggeselle diesen für die Mutter unfassbaren Entschluss, den Park zu verkaufen“.
Frei nach dem Motto, „Was dem einen sin Uhl, is dem anderen sin Nachtigall“ ließ Aachen sich das Angebot nicht entgehen und kaufte den Park der von Halfern fü „´n Appel und ´n Ei“. Seitdem ist der Park eine intime, auch für die Öffentlichkeit zugängliche, Oase. Immer noch halb Wald, ohne Spielplatz, ohne Eisbude oder Telefonhäuschen. Wer hierher kommt sucht Ruhe fernab des städtischen Treibens … und findet sie!
Die Villa Hochgrundhaus bekam die Stadt als Geschenk noch obendrauf, wohl mit der Auflage, das Haus für soziale Zwecke zu nutzen. Das Herrenhaus wurde daraufhin zu einem Erholungsheim für Jugendliche umfunktioniert. Die weitere Nutzung in den folgenden Jahrzehnten war sehr wechselhaft, bis 1982 der Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik dort einzog.
( Januar 2016)